Freitag, 14. August 2015

Krieg und Flüchtlingsschicksale

 
Meine Mutter war Flüchtlingskind aus Ostpreussen!  Sie hat nur überlebt, weil sie das Fluchschiff verpasst/ verschlafen hatten.
Das ursprünglich geplante Fluchtschiff wurde in der Nacht abgeschossen.

 
 
Bis HEUTE hat sie, jetzt 76 Jahre, immer wieder Alpträume, Schlafstörungen und Angstattacken.

 
Wenn eines unserer Tiere Hunger haben könnte, berührt sie der Schmerz zutiefst, weil sie WEISS, wie fast verhungern sich anfühlt.
 
Laute Geräusche/Rasenmäher etc machen ihr totale Stressgefühle, es erinnert den Körper an Schüsse, schreiende Menschen vor Schmerzen. Auf der Flucht, in den Flüchtlingslagern.
 
Bis heute sitzt es ihr tief in den Knochen, als sie mit ihrer Puppe spielte, hörte sie nicht den Fliegeralarm, ihre Mutter, meine Oma schrie aus Leibeskräften, um sie in den Keller zu rufen.
Da sie so Gedankenverloren spielte und die Rufe der Mutter nicht hörte, kam ihre Mutter dann panisch unter Beschuss, um sie in den Keller zu zerren.
Spielen ist dadurch bis heute schwer!
 
Bis heute hat sie immer wieder Angst vor Fremden, vor allem Gruppen von Menschen. Weil sie verachtet wurde für ihre andere Sprache, weil sie bei Ablehnung wußte, es gibt nichts zu Essen, sondern wieder nur Hunger. Weil Ablehnung bedeutet konnte auch in Dänemark oder hier in Deutschland noch, erschossen oder tot geschlagen zu werden.

 
Viele Flüchtlinge damals wurden halb tot geprügelt von Dorfbewohnern hier aus Deutschland. Mütter wurden vergewaltigt, als Freiwild gehandelt, ausgelacht und verhöhnt, weil sie aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien oder Tschechien kamen. Viele Väter wurden dort zu Tode gefoltert, kamen oft schwer verletzt an Leib und Seele, unterernährt zu ihren Familien hier her nach Deutschland.

 
Das Video zeigt sicher einen kleinen Einblick wie es auch unseren Eltern und Großeltern erging.
(In Facebook war ein Video von Flüchtlingen geteilt.)

 
 
Viele Menschen aus dieser Generation habe ich mit Aufstellungen begleitet. Durfte manches Leid benennen. Dankbar weinten sie bei mir, weil sie endlich EINMAL darüber sprechen durften. Waren froh einen Teil der Geschichte mindestens aufarbeiten zu können. Daraus ergab sich immer wieder Heilung für Körper und Seele.


Meine Mutter konnte mit Aufstellungsarbeit und Homöopathie viele Wunden heilen. Sie hätte aufgrund einiger Erkrankungen mit 50 J schon im Rollstuhl sitzen sollen, sie fegt bis heute bei mir über den Hof. Sie hat viele schöne Urlaube, Freude mit uns Kindern und Enkeln erlebt. Trifft immer wieder auf Menschen, mit die Mitgefühl haben, mit denen sie tiefgehende Gespräche führen kann.
 
Auf die Unterdrückung von Trauer und Angst, auf den Mut dieser Generation leben wir heute in Frieden, in Fülle und Überfluss.
 
Mein Kind kann heute fröhlich in die Schule gehen, kann lachend auf der Straße tanzen.

 
Danke an all unsere Ahnen, die sich trauten zu flüchten!

 
Danke an alle, die Essen gaben und beschützten!

 
Danke an alle, die barmherzig waren und halfen!


 
Dadurch lebe ich !!!
 
 
 
herzlichst
 
Angelika
 


Lese-Tipp:

Sabine Bode -  Die vergessene Generation

Sabine Bode - Kriegsenkel ( Das Thema, warum sich unsere Generation häufig kein Glück wert ist. Viele meines Alters mit unbenennbaren Schulgefühlen plagen. )

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