Dienstag, 4. November 2008

Herbstdepressionen

Immer wieder höre ich: Der viele Nebel macht mich ganz trübsinnig. Die frühe und lange Dunkelheit erdrückt mich. Durch die Kälte lebe ich soviel Rückzug, bin sehr alleine und ohne Austausch. Es ist draußen so still. Die kalte Herbstluft schmerzt in der Brust. Ich scheine so ohne Visionen. Freude geht irgendwie schwer. Krankheiten scheinen langsamer zu heilen. Vor sich hinschauend, erstarrt und antriebslos, erleben manche Menschen ihre Pausen.

Was hat es mit dem Monat November auf sich?? Beginnend mit Allerheiligen und Allerseelen, dem Gedenken an die Toten. Am 16. ist Volkstrauertag, Erinnerung an die Gefallenen. Im Kontrast dazu beginnen manche Menschen fröhlichst den Karneval am 11.11. So bleibt es doch für einige Menschen ein unbeliebter Monat, fast verhasst. Wer mit dem Friedhof nichts zu tun hat, über die angeordneten Trauermomente locker hinwegsieht, kann nicht die absterbenden Blätter übersehen. Der Nebel verdeckt oft die klare Sicht, die Umstellung zur Winterzeit bedeutet eben sehr frühe Dunkelheit.

Wie leicht fällt es uns denn, die Gefühle über die sichtbare Endlichkeit zu unterdrücken?? Oder kann es ein sinnvoller Anlass sein, diese Erlebnisse statt abzulehnen... zu nutzen?? Als ich Akupunktur lernte, dazu gehörte einige Auseinandersetzung mit der Chinesischen Medizin - Tai Chi, Kräuter-Moxabehandlung, Meditation, Feng Shui und vieles mehr... Da prägte ein Satz vieles in meinem Leben: Wenn Du Fragen hast - geh in die Natur! Auch die Anregungen, mit dem Rhythmus der Natur mitzuschwingen, sei heilsam. Sowie die Natur als Widerspiegelung der göttlichen Schöpfung und ihrer Vollkommenheit zu sehen, dies alles fühlte sich für mich sehr wahr an.

So erlebe ich, dass Menschen die Herbstdepressionen haben, sich überhaupt in Depressionen befinden, in großer Spannung befinden mit den Themen des Herbstes: Dem Sterben, dem Loslassen, dem was nach dem Tod kommen könnte, mit nicht geheilter Trauer aus Verlusten und Abschieden, den Fragen des Lebenssinnes, mit Wut und Enttäuschung über nicht gefällte oder "falsche" Entscheidungen...


Wenn Euch von den einleitenden Sätzen des Blogs etwas bekannt vorkommt... Was könnte es sein, was dies auslöst? Was könnt ihr im Sommer mit Wärme, Sonne, Biergarten, Grillen, Fahrradausflügen, Joggen bei Tag, Cocktails etc ausgleichen... Aber jetzt geht es gerade nicht wirklich???

Fühlt in Eure Unruhe, Eure Wut, Eure Sinnlosigkeit, Eure Ohnmacht, Eure Trauer und Eure Angst. Welche Erinnerungen kommen da, statt Herbstdepressionen??? Was wollen diese ausdrücken?? Worauf oder woran wollen sie erinnern??? Wo ruft es in Euch nach Frieden, Waffenstillstand, Liebe, Vergeben, Freiheit, Nachsicht und Verwandlung der Gefühle???

Oft wird bei Depressionen generell geraten - Ablenkung, hauptsache was machen... So kann der Karneval schnell zum Alkoholkonsum verleiten, Zarabaza macht heiter... und doch ist die Freude, wenn man ehrlich ist, oft hohl und mit komischem Nachgeschmack... Kann es sich kaum einreden, dass die Büttenreden und die ewige Playbackmusik mit Marionetten-Musiker nicht erfüllt und erfreut. Wer wahre Freude empfindet in der Gemeinschaft des Vereins, der Komik und der Musik, der fühlt sich bitte nicht angesprochen. Aber der hat normalerweise auch keine Herbstdepressionen !!

So kann jeder für sich ausprobieren, was passt. Und was das Leben sagen möchte, hinhören, wahr haben wollen!! Das macht gesund, innerlich glücklich und zufrieden.

Bücher über den Tod, Trauer, Abschied, Aufstellungen über und mit Familien, mit den Themen, homöopathische Mittel, Musik... vieles kann begleiten und heilen.

Wer sich mal mit dem eigenen Tod beschäftigen will...
Der kann verschiedene kleine Übungen machen:
Ihr liegt im Grab... Was sollen die Menschen die an Euer Grab treten, über Euer Leben sagen und denken??

Welche Inschrift auf Eurem Grabstein, soll Euer Leben beschreiben??
Etwas moderater:
Ihr sitzt auf dem Schaukelstuhl Eurer Veranda, seid 95 Jahre, schaut auf Euer Leben zurück.. Auf was seid Ihr stolz, welche Träume wollt Ihr umgesetzt haben? Welche Ereignisse erfreuen Euch besonders? Was entlockt Euch ein tiefes befriedigendes Seufzen?
Etwas konkreter:
Wenn Ihr in einem Jahr sterben müsstet, was wollt Ihr bis dahin erlebt haben? Mit welchen Menschen wollt Ihr in Frieden gekommen sein? Was wollt Ihr gesehen und erschaffen haben?

Diese Übungen sind möglichst mal in einer ruhigen halben Stunde, abends alleine zu beantworten. AUFSCHREIBEN!!!!

Ein Satz der mir kürzlich begegnete, passt gerade zu den Herbstdepressionen für mich:
Aus dem „Book of the Craft of Dying“ : „Lerne zu sterben, und du wirst lernen zu leben, denn niemand wird lernen zu leben, der nicht gelernt hat zu sterben.“

Vielleicht dürfen wir dann unseren Breitengraden und dem was im November bei uns dazu gehört, sogar dankbar sein. Vieles davon habe ich über einige Jahre sehr ernst genommen und bearbeitet. Mit Begleitung und Beratung.. ich bin sehr dankbar für die investierte Zeit...
So vieles wurde dadurch möglich, kam in Fluss und bereichert heute unglaublich mein Leben.
In einigen Podcasts auf unserer Seite gibt es mehr zum Thema, auch eine CD habe ich dafür aufgenommen.

Ganz herzlichst

Angelika

www.hof-hutmacher.de



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